Eigentlich wollte ich mit dem Thread bis nach dem Freiburg-Spiel warten, nachdem aber in verschiedenen anderen Threads das Thema schon angerissen wird, öffne ich mal einen eigenen Sammelthread zu unserer künftigen Perspektive, v.a. im Falle des Abstiegs. Ich beginne auch mal mit einer groben Bestandsaufnahme, wie sich mir die Lage beim Abstieg darstellt, als Diskussionsgrundlage.
Wie wird die Ausgangssituation in der 2. Liga sein?
Die Einnahmen, v.a. aus den Fernsehgeldern und im Effekt verstärkt durch den neuen 2013er TV-Vertrag, brechen nahezu zur Hälfte weg. Angesichts unseres gemieteten Stadions unsere Haupteinnahmequelle. Aktuell drücken uns zudem immer noch Schulden vom letzten Abstieg in geringer Höhe, aber dennoch.
Auch in Liga 2 haben wir eines der am schlechtesten zu vermarkenden Stadien aller Profiklubs, weshalb sich hier die Einnahmesituation keineswegs verbessert. Dagegen stehen fast alle anderen Erstligisten und viel Zweitligisten besser da, was sich auch in den Investitionen in den Kader niederschlägt. Sollte die Stadionneubauten in absehbarer Zeit abbezahlt sein, verstärkt sich der Unterschied noch mehr.
Wo wir bei der Mannschaft wären. Soweit Verträge für die 2. Liga bestehen, sind bei unseren besseren Spielern wie Drmic und angeblich auch Plattenhardt feste Ablösen festgelegt. Das bedeutet, deren Transfererlös wird nicht marktgerecht ermittelt. Egal, wohin also ein solcher Spieler geht, kriegt er vielleicht je nach Verein ein höheres Gehalt oder Handgeld, die Ablöse für uns bleibt aber unabhängig vom neuen Verein gleich hoch bzw. niedrig. 5 Jahre Erstligazugehörigkeit schlagen sich freilich auch im Gehaltsgefüge nieder, so dass etlich Spieler, die zwar einen gültigen Vertrag für die 2. Liga haben, dort angesichts der
Einnahmeausfälle einfach zu teuer sind. So haben wir 2008/09 allein in einem Jahr bei Schuldenfreiheit noch im Vorjahr ein Minus von gut 10 Mio. Euro erreicht. Jedem muß dabei auch klar sein, dass uns ein solcher Schuldenberg bei mittelfristigem Nichtaufstieg in die Insolvenz treibt, weil weder die öffentliche Hand noch private Investoren wie Sponsoren anders wie bei etlichen anderen Vereinen uns zur Verfügung stehen. Spannend wird da auch der neuen Hauptsponsor sein, wie viel wir hierüber einnehmen.
Also nochmal zurück zur Mannschaftszusammensetzung. Wer nicht selber weg will bzw. verkauft werden muß, hängt uns dann als finanzieller Klotz am Bein. Manch einer unserer aktuellen Spieler wird keinen anderen Verein finden, der ihm paßt, und dann lieber weiterhin das gute Gehalt hier einstreichen, was den finanziellen Spielraum für Kaderveränderungen massiv einengt. Die sportliche Substanz von 5 Jahren wäre wieder komplett weg. Bei einem Aufstieg in Zukunft braucht es angesichts der auseinander gehenden Finanzen und hochgepäppelter Werksvereine oder solcher mit potenten Sponsoren wie Frankfurt, Hannover oder Berlin diesmal mehr als 5 Jahre Erstligazugehörigkeit (wobei die bei uns jetzt 2mal nicht ausgereicht haben), um überhaupt konkurrenzfähig zu sein und nicht jedes Jahr den Nichtabstieg als Saisonziel ausgeben zu müssen.
Was ist in der 2. Liga zu erwarten?
Gerade gegen Absteiger, v.a. mit großem Namen, denn den wird der 1. FC Nürnberg trotz aller Beschämungen immer haben, will jeder gut aussehen und es dem "Großen" zeigen. Den letzten sofortigen Wiederaufstieg haben wir nur mit Müh und Not sowie eines herausragenden Marek Mintal in der Rückrunde über den Umweg Relegation geschafft. Köln, Lautern und auch 1860 zeigen, dass das trotz massiver Investitionen, die wir gar nicht tätigen können, kein Selbstläufer ist. Jedes Jahr in der 2. Liga wird die Einnahmeschere zu den Erstligisten nur weiter auseinander gehen und die Etablierung in der Bundesliga für die Aufsteiger immer schwerer.
Die nun sinkende und zudem wegen der Anstoßzeiten ungünstige TV-Präsenz macht die Suche nach Sponsoren nicht einfacher. Letzteres dürfte auch dazu führen, dass die eh schon rückläufige Zuschauerzahl im Stadion weiter sinkt. Für Familien und Amateurfußballer sind Anstoßzeiten am frühen Sonntagnachmittag nicht ideal. Außerdem haben wir traditionell viele Stadiongänger aus dem näheren und ferneren Umland, die dann Freitag- oder Montagabend öfters fehlen werden. Einnahmeausfälle durch zurückgehende Dauerkarten und Tagestickets sind die Folge.
Wie sollte im Abstiegsfall reagiert werden?
Auf Grund des vor allem finanziellen Einschnitts durch den Abstieg wäre der Versuch eines direkten Wiederaufstiegs unter in Kaufnahme finanzieller Risiken Harakiri. Anders als bei Frankfurt, Berlin oder Köln sind bei uns keine finanziellen Reserven vorhaben, so daß ein potentieller Aufstiegskader immer unsere Verschuldung hochtreibt. 2008/09 wäre es fast schiefgegangen. Gesundschrumpfen ist angesagt, d.h. finanziell und damit auch sportlich konsolidieren, will man nicht Gefahr laufen, dass der Verein mittelfristig insolvent geht. Ich sehe uns daher auf längere Zeit nicht mehr in der Bundesliga, und wenn der Aufstieg dann
doch mal gelingt, ist das Drinbleiben heutzutage noch schwerer als wie vor 6 Jahren. Die Relegationsspiele zeigen das mittlerweile erreichte Kadergefälle durch die Einnahmeunterschiede und damit Investitionsmöglichkeiten in den Kader sehr deutlich.
Ganz am Anfang jedoch steht eine rasche Neuaufstellung im sportlichen Bereich. Da die 2. Liga ja deutlich früher als die Bundesliga beginnt, muß von Beginn an eine konkurrenzfähige Mannschaft zusammengestellt werden, die nicht Gefahr läuft, gleich in Liga 3 durchgereicht zu werden. Hierfür notwendige Stützen dürfen nicht erst am Ende des Sommertransferfensters geholt werden, da dann schon einige Spiele verschenkt wurden (Hasebe-Effekt). Schnell muß dabei auch klar sein, wer aus dem aktuellen Kader bleiben soll und wer natürlich der Trainer ist. Dies kann alles nur von einem Verantwortlichem mit sportlichen Sachverstand geregelt werden, d.h. es unbedingt notwendig, hier den Vorstand zu erweitern oder Bader ganz zu ersetzen (wenn wir uns das mit seinem neuen Vertrag überhaupt leisten können). Egal, wie die Saison auch zu Ende geht, der Aufsichtsrat steht hier mehr denn je in der Pflicht, die Handlungen und Unterlassungen beider Vorstände zu kontrollieren, zu bewerten und Schlüsse daraus zu ziehen.