(...) "Pereira erklärt, daß er seit einiger Zeit die Gewohnheit angenommen habe, mit dem Bild seiner Frau zu sprechen. Er erzählte ihr, was er während des Tages gemacht hatte, vertraute ihr seine Gedanken an, bat um Ratschläge. Ich weiß nicht, in was für einer Welt ich lebe, sagte Pereira zum Foto, auch Pater António hat es mir gesagt, das Problem ist, daß ich an nichts anderes als den Tod denke, mir ist, als ob die ganze Welt tot wäre oder drauf und dran sei, zu sterben. Und dann dachte Pereira an das Kind, das sie nicht bekommen hatten. Er hätte zwar eines gewollt, aber das konnte er von dieser zarten und kränkelnden Frau nicht verlangen, die nächtelang wach lag und lange Zeiten im Sanatorium verbrachte. Und es tat ihm leid. Denn wenn er jetzt einen Sohn gehabt hätte, einen erwachsenen Sohn, mit dem er hätte am Tisch sitzen und sich unterhalten können, dann hätte er nicht mit diesem Bild sprechen müssen, das auf einer lange zurückliegenden Reise entstanden war, an die er sich kaum mehr erinnerte. Und er sagte: Nun, was soll´s. So verabschiedete er sich immer vom Bild seiner Frau. Dann ging er in die Küche, setzte sich an den Tisch und nahm den Deckel von der Pfanne mit der gebratenen Karbonade. Die Karbonade war kalt, aber er hatte keine Lust, sie aufzuwärmen. Er aß sie immer so, wie sie ihm die Portiersfrau hinterließ: kalt. Er aß rasch, ging ins Bad, wusch sich die Achseln, zog ein frisches Hemd an, band sich eine schwarze Krawatte um und legte ein wenig von dem spanischen Parfüm auf, das sich noch immer in dem Flakon befand, den er neunzehnhundertsiebenundzwanzig in Madrid gekauft hatte. Dann zog er ein graues Jackett an und verließ das Haus, um zur Praca da Alegria zu gehen, denn inzwischen war es neun Uhr abends, erklärt Pereira." (...)
aus: Antonio Tabucchi: "Erklärt Pereira", Seite 17/18.
Der Gag mit dem Pereira-Buch war nett, aber es reicht jetzt auch. Also zitier es bitte nicht weiter. Die Leseratten, die sich dafür interessieren, haben ja jetzt einen ersten Eindruck davon gewonnen und können es sich kaufen/leihen.
Zumal es rechtlich vermutlich nicht in Ordnung ist ein ganzes Buch online zu zitieren.
Wenn Du ansonsten konstruktive Beiträge zu Pereira beisteuern willst kannst Du das natürlich gerne machen.