Was mich ziemlich ratlos zurückgelassen hat, war das Feiern der Mannschaft nach dem Spiel. Ich war schon am Ausgang, da höre ich wie tausende Menschen in der Nordkurve der Mannschaft applaudieren. [Vermutlich ist es nur deshalb "passiert", weil die Fans vorher über eine Stunde Party gemacht haben (was hätte man auch sonst machen sollen bei so einem Spiel), und dann halt einfach weitergemacht haben, weil sie so von sich selbst berauscht waren.]
Sinnvoll war es trotzdem nicht, denn wie würde zum Beispiel folgendes Szenario bei euch ankommen? Wenn ihr in der Arbeit Scheiße baut, das auch ganz genau wisst, und euer Chef und eure Arbeitskollegen fassen euch mit Samthandschuhen an, weil ihr in der Pizzeria nur noch zu viert statt zu fünft gewesen seid: "Ja, ihr könnt wirklich nichts dafür dass der Kurt heute schon nach 12 Minuten von der Arbeit heim gegangen ist. Das ist ja völlig klar, dass ihr anstatt der sonst üblichen 150 Pizzas pro Abend nur 15 geschafft habt zu backen. Außerdem ist der Erich schuld, der hat ihn ja schließlich heimgeschickt!"
Da wird ein völlig falscher Frame gesetzt, die Mannschaft denkt sich unbewusst (da es auch nur Menschen sind): Naja, so schlimm kann es ja noch gar nicht sein, da ist schon noch Puffer, bis die wirklich sauer sind. Wenn ich mich daran erinnere, wie vor +10 Jahren die Mannschaft teilweise in der 1. Liga, wenn sie da unten in der Tabelle standen, von den Fans angegangen worden ist, da ist das jetzt sowas von Kuschelkurs dagegen. Ich bin absolut gegen Wut, Hass und das alles. Aber wenn gar keine Unmutsäußerungen kommen, hilft das absolut niemandem.
Man soll von keinem Menschen mehr verlangen, als er leisten kann, das wäre unfair, aber ich kann mir die teils eklatanten Leistungsunterschiede (super Hertha-Spiel, katastrophales Kiel-Spiel) einfach nicht erklären. Eine gewisse Qualität muss ja anscheinend da sein. Und da tragen solche Aktionen wie das Feiern der Mannschaft nach einer Demütigung zuhause nicht dazu bei, Leistung aus der Mannschaft herauszukitzeln.
