Guten Tag,
ich möchte an dieser Stelle mal mit einem neuen Faden die 50+1-Regel zur Diskussion stellen.
Auch und insbesondere vor dem Hintergrund von Transferaktivitäten, Champions-League, Ausgewogenheit der Bundesliga, Auslandsvermarktung, Fankultur etc.
Wenn irgend möglich wäre es fein, von all zu viel Einsilben-Polemik abzusehen und das ganze auch mal aus der sachlich-thematischen Ebene anzugehen. Was die Fanwelt emotional mehrheitlich dazu denkt, ist ja schon hinreichend bekannt.
Es gab bereits einen alten 50+1-Faden, der aber an konkretem Aufhänger gepostet wurde und den ich nun nicht als Nekro-Faden beleben will:
http://glubbforum.de/viewtopic.php?f=40&t=3277
Was 50+1 angeht, bin ich der Meinung, daß die strikte Regel mit all ihren Ausnahmen irgendwo ausgedient hat. Es wäre an der Zeit, ein neues Modell zu überlegen.
50+1 gilt ja bereits heute nur mit Einschränkungen:
- Weder Wolfsburg noch Bayer müssen sich dran halten (Werksmannschaften-Regelung - wobei alte Ausnahmen beibehalten wurden undneue nicht erlaubt waren, Stichwort Lex Leverkusen), das ist mittlerweile nicht mehr so strikt, eine 20jährige Unterstützerschaft reicht mittlerweile generell aus. Eine neue Werksmannschaft bzw. Mehrheitsübernahme wäre prinzipiell möglich, wenn ein Sponsor den Verein 20 Jahre lang signifikant unterstützt.
Kind könnte Hannover also 2017 übernehmen. Aber auch eine Übernahme von Bayern München durch Adidas wäre theoretisch im Bereich des möglichen. Red Bull Leipzig könnte sich hingegen biologisch erledigen - Mateschitz wird ja dieses Jahr schon 70.
Unterlaufen wird diese Regel ohnehin schon. Nicht nur durch o.g. Red Bull, sondern auch durch Konstellationen wie 1860 München. Der Verein ist zwar nicht de jure, wohl aber de facto von seinem Investor abhängig.
Im Endeffekt benachteiligt die Regel vor allem Vereine, die dank 50+1 nicht auf entsprechende Hilfe bauen können, darunter bspw. auch Nürnberg.
Man müßte sich imho ergebnisoffen überlegen, wie man 50+1 umbauen kann, ohne gleich in Englische oder Österreichische Zustände zu verfallen. Ich weigere mich zu glauben, daß es nur die beiden Radikalwege des status quo und der 100%-Liberalisierung geben kann.
Als Beispiel würde mir beispielsweise eine 5jährige Zeit als Hauptaktionär gekoppelt an eine 10jährige Mindeshaltefrist einfallen, deren einzige Ausnahme in der drohenden oder erfolgten Insolvenz des Eigentümers hinfällig würde.
Positiv wären sicherlich die Möglichkeit, daß Bayern München wieder realistische Konkurrenz bekommt und wie in England mehrere Vereine ganz oben mitspielen können. Ebenso wäre es für Attraktivität internationaler Art von Vorteil.
Nachteilig wäre sicherlich, daß die Schere zwischen unterstützten und nicht unterstützten Vereinen noch weiter aufginge. Allerdings ist das imho durch die extrem hohen Einnahmen der Champions League, durch TV- und Sponsorengelder ohnehin nicht mehr vermeidbar. Man würde eine unaufhaltsame entwicklung wahrscheinlich nur ein paar Jahre abkürzen.
Eure Meinungen?