Zunächst einmal uneingeschränkter Dank und Lob dafür, dass dieser "Sensationsfund" nun auch systematisch erfasst und unter wissenschaftlicher Begleitung ausgewertet wird. Das ist definitiv der richtige Weg, sich der Verantwortung für diesen düsteren Teil der eigenen Geschichte zu stellen und ihr gerecht zu werden.
Was mich bei genauerem Nachdenken über die Hintergründe aber durchaus auch bewegt und interessiert, wären die Hintergründe dazu wie diese Akten so tief vergraben werden und letztlich komplett in Vergessenheit geraten konnten, dass sie über Jahrzehnte als verschollen galten. Wir reden hier ja offensichtlich nicht darüber, dass die Kartons in einer Bombennacht in Kriegstagen verschütt gingen sondern frühestens 1955 "verloren" gegangen sind. Und in dem Zusammenhang würde mich durchaus brennend interessieren, welche einflußreichen Kreise im Umfeld oder sogar direkt innerhalb der damaligen Club-Führung zur Nachkriegszeit daran gelegen sein könnte, solche evtl. unliebsamen Zeugnisse aus der damals noch jüngeren Vergangenheit unauffindbar werden zu lassen. Und ob sich in den Akten möglicherweise sogar der eine oder andere Hinweis auf entsprechende Motivlagen finden lässt.
Vielleicht oder sogar hoffentlich gibt es ja einen ganz harmlosen Erklärungsansatz für das damals spurlose Verschwinden der Kartons. Aber es wäre aus meiner Sicht essentiell, neben der ohne Zweifel vordringlicheren Aufarbeitung, Würdigung und ggf. posthumen namentlichen(!) Ehrung jüdischer Mitglieder der Vorkriegszeit, so weit wie möglich auch die Hintergründe des Verschwindens dieser Unterlagen in der Nachkriegszeit mit zu beleuchten. Ich hoffe zumindest, dass auch dieser Aspekt Teil des Forschungsauftrags sein wird.
Wurde denn jemals nach sowas gesucht??
Keine Ahnung. Ebenso wenig übrigens ob bei solchen Nachforschungen überhaupt etwas Ergiebiges herauskommen würde. Aber möglicherweise erlauben die Unterlagen ja tatsächlich nicht nur interessante Rückschlüsse auf die Vorkriegs- sondern auch auf die Nachkriegszeit beim Club.